Jusos im Gespräch mit der Nürnberger Schülervertretung

von Anil Altun (der springende Punkt, Mitgliederzeitung der SPD Nürnberg 2021)

  • von  Anil Altun
    09.04.2021
  • Soziales und Bildung, Featured

Die meisten Interessensvertretungen der Jugend in unserer Stadt sind nur wenigen geläufig. Gleichzeitig streben diese selbstbewusst und kontinuierlich nach mehr Aufmerksamkeit in der Stadtgesellschaft und nach mehr Einbeziehung in politische Entscheidungsprozesse. Grund genug, sich zumindest kurz mit ihrer Arbeit zu beschäftigen. Den Anfang macht die Nürnberger Schülervertretung. Dabei lässt sich ihre Grundstruktur wie folgt beschreiben: Jede Schulklasse der weiterführenden Schulen wählt Klassensprecher*innen, diese wiederum ihre Schülersprecher*innen. Gemeinsam mit weiteren engagierten Schüler*innen bilden sie die „Schüler*innen mit Verantwortung“ (SMV) und können an ihrer eigenen Schule konkrete Projekte gestalten. Auf der Stadtebene kommen alle Schülersprecher*innen zusammen, um sich zu vernetzten und über das Engagement in der eigenen Schule hinaus gemeinsam zu agieren. Auch ich war in der Stadtschülervertretung aktiv, unter anderem als Stadtschülersprecher, und kenne das Potenzial, aber auch die Herausforderungen, die ein solcher Zusammenschluss mit sich bringt und habe auch dazu mit Eren Taşkin, dem aktuellen Vorsitzenden der Stadtschülervertretung Nürnberg und ehemaligen Stadtschülersprecher, ein kurzes Interview geführt und das Ergebnis notiert.

Kannst Du mir zum Einstieg kurz erklären, was die Aufgaben der Stadtschülervertretung sind?

Wir nehmen verschiedenste bildungspolitische Aufgaben wahr, welche allen Beteiligten des Nürnberger Schulalltags betreffen. Unsere Hauptaufgabe sehen wir darin, als Sprachrohr der Schüler*innen aufzutreten und insbesondere diese auf der kommunalen Ebene zu vertreten. Die Meinungen der Schüler*innen werden von uns in Gremien wie dem Schulausschuss, bei dem wir unter anderem ein Rederecht haben, oder gegenüber dem Schulreferat der Stadt Nürnberg persönlich weitergegeben. Durch diesen direkten Austausch wird ermöglicht, dass bei Schüler*innen betreffenden Entscheidungen diese auch wirklich mitreden können.

Das scheint wirklich anspruchsvoll zu sein. Wer engagiert sich den alles bei der Stadtschülervertretung, sind das – wie oft behauptet - nur Gymnasiast*innen?

Das Gerücht, dass nur Gymnasiast*innen bei uns aktiv sind, da sie „schlauer“ wären, ist selbstverständlich falsch. Die Stadtschülervertretung besteht aus dem Vorstand – dem*r Vorsitzenden, dem*r Stellvertretenden Vorsitzenden und dem*r Schatzmeister*in – sowie den Stadtschülersprecher*innen. Hierbei gibt es insgesamt sechs Stadtschülersprecher*innen, für jede Schulart eine*n. Somit besteht eine gewisse Balance und wir können ein offenes Ohr für jede Schulart und ihre spezifischen Ideen und Probleme haben. Die Stadtschülersprecher*innen werden jedes Jahr von Schülersprecher*innen aus allen Nürnberger Schulen demokratisch direkt gewählt.

Und welche Aktionen führt ihr normalerweise durch?

Am bekanntesten ist unsere alljährliche Rosen-aktion am Valentinstag, bei der wir es den Schulen ermöglichen, dass sich Schüler*innen über ihre Schule hinaus günstige Fairtrade-Rosen zuschicken können. Diese Aktion ist neben unserer Jahreshauptversammlung, in der wir unter anderem über unsere Forderungen debattieren, planungstechnisch unsere größte. Ansonsten veranstalten wir monatliche Sitzungen, zu denen jede*r Schülersprecher*in eine Einladung erhält. Bei diesen Sitzungen informieren wir die Vertreter*innen aus allen Schulen über aktuelle Informationen, geben den Schüler*innen untereinander die Möglichkeit sich zu vernetzen und veranstalten seit diesem Jahr auch Workshops, bei denen wir die Schülervertreter*innen diverse Tipps für ihre SMV‘en zur Hand geben. Selbstverständlich war das nur ein Beispiel unserer vielfältigen Aktionen.

Habt ihr einen eigenen Ort, wo ihr euch immer treffen könnt?

Die Stadt-SV hat ihren Sitz in einem Turm an der Frauentormauer, den wir verschiedenen Organisationen zur freien Entfaltung und Arbeit zur Verfügung stellen und ihn mit diesen auch teilen. Beispielsweise teilen wir den Turm seit letztem Jahr mit dem Aelius-Förderwerk, welche sich für faire Bildungschancen unbeachtet der finanziellen uns sozialen Hintergründe engagiert. Bald bekommt auch die Fridays-For-Future-Bewegung einen Platz bei uns.

Wie hat sich eure Arbeit durch die Corona-Pandemie verändert?

Als kommunales Gremium sind uns bei Entscheidungen des Kultusministeriums die Hände gebunden, so geht es auch der Stadtregierung. Deshalb können wir nichts gegen allgemeine Regelungen wie die Notenvergabe etc. unternehmen, sondern nur kritisieren. Auch mussten wir die Rosenaktion, die Jahreshauptversammlung sowie unsere monatlichen Sitzungen absagen, da diese durch die bekannten Auflagen nicht durchgeführt werden konnten. Die Zeit haben wir jedoch anderweitig für vereinsinterne Angelegenheiten genutzt.

Was wünschen sich die Schüler*innen in der aktuellen Lage von der Stadt bzw. vom Land?

In erster Linie wünschen wir uns Klarheit über die für Schulen geltenden Pandemieregelungen. All die Vorschriften, die nun seit einem Jahr gelten, gleichen einem Flickenteppich und sich nicht immer nachvollziehbar und berechenbar. So unterscheiden sich sogar die Regelungen zwischen den Nürnberger Schulen. Das wohl größte Problem für die Schüler*innen ist aber die Unsicherheit. Niemand weiß, wann man zur Schule darf, und wenn ja, wie lange. Dazu kommt noch der Notendruck. Hier wünschen wir uns eine Entlastung durch eine klare und gerechte Lösung für alle Schularten, die jeden Schultyp genau betrachtet und dementsprechend behandelt. So könnten wir die schwierige Situation auch gut meistern